In der Lehrveranstaltung Sozialmedizin 2 haben wir über die stationäre Krankenversorgung gesprochen. Deutschland hat hier im internationalen Vergleich sehr viel mehr Infrastruktur als vergleichbare Länder, wie eine OECD-Studie aus 2013 gezeigt hat, nämlich 8,3 Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner bei einem OECD-Durchschnitt von 4,9. Es werden mehr Patiemtem behandelt und es wird mehr opereriert – deutliche Zeichen einer ungesunden medizinischen Überaktivität im Bereich der "angebotssensitiven Versorgung". Von angebotssensitiver Versorgung spricht man, wenn mehr Infrastruktur (an Ärzten, Betten usw.) zu vermehrten Leistungen führen, unabhängig von medizinischen Notwendigkeiten.
Die Bundesärztekammer schafft es, in einer aktuellen Pressemitteilung, das Thema der Überkapazitäten nicht zu erwähnen. Der Bundesärztekammer-Präsident
Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery sagt: "Die Menschen werden älter und kränker, aber durch Klinikschließungen ist
noch niemand gesünder geworden.“ Mit dieser nicht sehr scharfsinnigen Äußerung geht er auch darüber hinweg, dass im Rahmen der Überkapazitäten Leistungen erbracht werden, die den Patienten keinen Nutzen bringen – was ethisch mehr als bedenklich ist. Hier das Interview des Ärztekammer-Präsidenten inder Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen