Mittwoch, 23. Oktober 2013

Masernausbrüche, Alltagshypothesen und Wissenschaft

Thema im Unterricht in der Lehrveranstaltug Gesundheitswisenschaften/Sozialmedizin sind medizinische Alltagshypothesen.
Bezogen auf das Impfen gibt es z.B. Folgende Alltagshypohesen:
"Es ist gut für die Entwicklung eines Kindes ist, wenn es die eine oder andere 'Kinderkrankheit' durchmacht."
68% der Eltern glauben das (BZgA 2011, S. 19).

"Impfen gegen Kinderkrankheiten eine Ursache für die Zunahme von Allergien bei Kindern."
21% der befragten Eltern glauben das (BZgA 2011, S. 16).



Solche Annahmen stellen Impfbarrieren dar, die zu Krankheitsausbrüchen führen, wie z.B. dem Masernausbruch in Coburg 2001/2001(Link) oder in einer Waldorfschule bei Köln 2013 (Link).  Das Mortalitätsrisiko ist niedrig aber real (Link).



Zur wissenschaftlichen Überprüfung und zur eigenen Meinungsbildung hier einige Quellen:
  •  Arzneitelegramm, Ausgabe Oktober 2013. Diskussion um die Masernimpfung. Link
    Knappe, aktuelle Zusammenfassung: Krankheitsbild, Komplikationen, Impfung/Impfrisiken. Aussagen mit Primärquellen belegt.
  • Ständige Impfkommission (STIKO). Impfkalender August 2013. Link Masern: Grundimmunisierung 1 Lebensmonat 12–14, Grundimmunisierung 2 Lebensmonat 15–23
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
    • (2011). Elternbefragung zum Thema „Impfen im Kindesalter“ Link
      Etwa 1% der befragten Eltern sind erklärte Impfgegner, 35% haben Vorbehalte gegenüber dem Impfen (S. 7), 61% halten die Masern für gefährlich bzw. sehr gefährlich, 39% stimmen dieser Aussage über die Gefährlichkeit nicht zu (S. 22).
    • Website impfen-info. Entscheidungshiolfe zur MMR-ImpfungLink

  • Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (April 2013).
    • Merkblatt Masern Link
      Aussagen nicht mit Quellen belegt.
    • Leitlinie Masern und Masern-Impfung (2009). Link
      Aussagen mit Quellen belegt
      Zitat: "Aufmerksame Eltern erleben gerade bei den Masern in typischer Weise eine Verwandlung, die ihr Kind dabei durchmacht, sie können unter diesem
      Aspekt die Masern ihres Kindes als sinnhaft erleben, als eine Auseinandersetzung mit

      dem eigenen Leib, aus der das Kind gestärkt hervorgehen kann."
  • Paul Ehrlich-Institut. Sicherheit von Masernimpfstoffen. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit Heft 3/2013 (September), S. 12–14. Sicherheit von Masernimpfstoffen Link alle Zusammenfassung und Bewertung aller Verdachtsfallberichte über Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen nach Impfung mit monovalenten und kombinierten Masernimpfstoffen in  Deutschland in den Jahren 2001 bis 2012
    Zitat: "In den zwölf Jahren von 2001 bis einschließlich 2012 wurden dem PEI insgesamt 1.696 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen mit 5.297 Reaktionen nach Impfung mit monovalenten oder kombinierten Masernimpfstoffen von verschiedenen Quellen gemeldet. (...) In den zwölf Jahren von 2001 bis 2012 hat das PEI 15 Berichte über Verdachtsfälle mit einem tödlichen
    Ausgang erhalten. In keiner dieser 15 Meldungen wurde der ursächliche Zusammenhang vom PEI als „gesichert“, „wahrscheinlich“ oder „möglich“ bewertet. Fünf Meldungen beziehen sich auf plötzliche ungeklärte Todesfälle, bei denen auch im Rahmen einer Autopsie keine eindeutige Todesursache festgestellt werden konnte. Die geringe Zahl der Meldungen von Todesfällen ohne autoptisch erkennbare Ursache im zeitlichen Zusammenhang mit monovalenten oder kombinierten Masernimpfstoffen innerhalb des Beobachtungszeitraums von zwölf Jahren spricht vor dem Hintergrund der neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse über den plötzlichen Tod bei Kindern und jungen Erwachsenen für einkoinzidentes Geschehen."
  • Statistisches Bundesamt. Gestorbene nach Altersjahren Link
    Im Jahr 2012 sind ind Deutschland 99 1-Jährige, 52 2-Jährige, 39 3-Jährige und 51 4-Jährige, 43 4-Jährige und je 31 5- und 6-Jährige gestorben.
  • Demicheli, V et al (2012). Vaccines for measles, mumps and rubella in children. Cochrane Review. Systematische Übersichtsarbeit zur Effektivität und den unerwünschten Wirkungen der Mumps-Masern-Röteln-Impfung. Link
  • Robert Koch-Institut (2013). Impfquoten bei der Schuleingangsuntersuchung in
    Deutschland 2011. Epidemiologisches Bulletin Heft 16, April 2013, S. 129–135
    Link
    Zitat: "Die Impfquoten für die 1. Masernimpfung stiegen von 91,4 % (2001) auf 94,5 % (2006) und erreichten 2011 bundesweit 96,6 %. Nur zwei Bundesländer Bundesländer (Bayern und Baden-Württemberg) liegen noch knapp unter diesem Wert. Die Impfquote für die 2. Masern impfung ist ebenfalls deutlich angestiegen: Im Jahr 2001 waren nur 25,9 % der einzuschulenden Kinder zweimal gegen Masern geimpft, 2006 waren es 83,2 % und 2011 bereits 92,1 %. Die für die Elimination notwendige Impfquote von über 95 % für die 2. Masernimpfung wurde bisher nur von einem Bundesland (Mecklenburg-Vorpommern) erreicht."




     
     

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